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                                  START         Jo Specht                                                                             

Panzer in der Straße

   Kleine Tochter: »Papa, da steht ein Panzer in unserer Straße, ich sehe ihn durch das Fenster.«

   Papa: »Das kann nicht sein. Der Krieg ist weit weg, gottlob. Gehe weg vom Wohnzimmerfenster und spiele mit deiner Puppenstube.«
   Kleine Tochter: »Es ist aber ein Panzer.«

   Papa: »Ich stehe jetzt nicht auf und schaue nach. Ich muss heute noch die Papier fertig machen. Wenn deine Mutter zurückkommt, will sie keine Papiere von mir auf dem Esstisch sehen. Weißt du überhaupt wie ein Panzer aussieht?«

   Kleine Tochter: »Ja, ich habe schon viele im Fernsehen gesehen.«

   Papa: »Im Fernsehen sieht alles ganz anders aus.«

   Kleine Tochter: »Vielleicht hat ihn jemand vergessen?«

   Papa: »Jemand vergisst einen Panzer in unserer Straße, wie kommst du denn darauf?«

   Kleine Tochter: »Er steht nur da. Nirgends ist ein Mann oder eine Frau zu sehen. Er steht da, ganz einsam.«

   Papa: »Er steht da, ganz einsam, soso.«

   Kleine Tochter: »Vielleicht möchte jemand mit dem Panzer zum Krieg fahren? Der Panzer wird dort sicherlich gebraucht. Auf dem Weg dorthin hat der Fahrer zu Hause etwas vergessen, deshalb hat er den Panzer stehen lassen und ist zu Fuß geschwind zurück, um es zu holen.«

   Papa: »Ein Panzerfahrer der zu Hause etwas vergessen hat und es jetzt holt, aha! Vielleicht hat er sein Vesperbrot vergessen?«

   Kleine Tochter: »Vielleicht haben die Leute auch Angst vor dem Panzer und trauen sich nicht auf die Straße. Aber wo ist der Mann, der den Panzer fährt?«

   Papa: »Er ist doch gerade zu sich nach Hause gegangen, um etwas zu holen - sein Vesperbrot.«
   Kleine Tochter: »Vielleicht sitzt er im Panzer und schläft.«
   Papa: »Nein, der Panzerfahrer holt gerade sein Vesper, dass er zu Hause vergessen hat. Warum sind keine Leute auf der Straße? Sie arbeiten, sie müssen Geld verdienen, damit sie ihre Familien ernähren können. Ich muss auch bald zur Arbeit. Wenn deine Mutter vom Einkaufen zurück ist, gehe ich los.«

   Kleine Tochter: »Aber sonst sind doch immer Leute auf der Straße.«
   Papa: »Mal so, mal so, das ist ganz unterschiedlich. Jetzt gerade arbeiten alle.«

   Kleine Tochter: »Wenn ich vom Kindergarten nach Hause komme, ist die Straße nie leer. Da sind immer Leute.«
   Papa: »Wirklich immer?«
   Kleine Tochter: »Frau Kravchenko ist immer da. Sie macht die Mülleimer sauber, fegte die Straße oder sie spricht mit jemanden. Manchmal sitzt auf ihrem Stuhl und strickt oder streichelte ihre Katze.«

   Papa: »Frau Kravchenko ist die Hausmeisterin. Wenn du sie siehst, dann ist sie bei der Arbeit - bei ihrer Arbeit.«

   Kleine Tochter: »Auch wenn sie auf dem Stuhl sitzt und ihre Katze streichelt?«

   Papa: »Da macht sie Pause.«

   Kleine Tochter: »Warum ist Frau Kravchenko jetzt nicht bei der Arbeit oder macht jetzt keine Pause? Ihr Stuhl ist leer.«

   Papa: »Auch Frau Kravchenko muss manchmal auf die Toilette gehen.«
   Kleine Tochter: »Es fahren immer noch keine Autos.«

   Papa: »Warte ein paar Minuten, dann kommen wieder welche.«
   Kleine Tochter: »Ich glaube, der Panzer ist so breit, da kommt kein Auto vorbei.«

   Papa: »Genau, deshalb fahren die Autos eine andere Straße.«

   Kleine Tochter: »Er steht immer noch ganz einsam da.«

   Papa: »Ich gebe dir recht, es wird Zeit, dass der Panzerfahrer zurückkommt oder aus seinem Schlaf erwacht. Er muss weiterfahren.«

   Kleine Tochter: »Ja, wenn er weg ist, kommen die Leute und die Autos wieder.«

   Papa: »Höre, die Haustür wird geöffnet, deine Mutter kommt vom Einkaufen zurück.«

   Kleine Tochter: »Mama, Mama!«

   Papa: »Was hast du, Frau? Du bist ganz blass.«

   Frau: »Ein Panzer steht in unserer Straße!«

   Papa: »Was? Ein Panzer? Bei uns, ein Panzer? Bei uns in der Straße?«