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                                  START         Jo Specht                                                                             

Warum zerstören

   Feuerwehrmann: »Alles wird zerstört, Wohnhäuser, Wohnhäuser und nochmals Wohnhäuser. Sie brennen und wir haben keine Löschwagen, die haben sie auch zerstört.«

   Architekt: »Sie kennen kein Erbarmen. Sie wollen gegen uns gewinnen, egal was das beutet.«

   Feuerwehrmann: »Was macht das für einen Sinn? Wenn sie uns erobern wollen, dann sollte ihnen das doch einen Vorteil bringen. Ist unser Land zerstört, ist es für sie doch nicht von nutzen.«

   Architekt: »Wenn sie alles zerstören, gehen wir schneller in die Knie, ergeben uns. Das ist deren Plan. Danach …«

   Feuerwehrmann: »Sie glauben, sie können so unsere Moral, unser Kampfeswillen, unser Durchhaltewillen brechen.«

   Architekt: »Ja, das dürfte stimmen.«

   Feuerwehrmann: »Danach, was wird danach kommen?«

   Architekt: »Alles wird wieder aufgebaut, nein, nicht alles. Es wird nur das wieder aufgebaut, was den anderen genehm ist. Dabei werden sie sich als die Großzügigen feiern lassen. Sie werden mit unseren Finanzmitteln alles aufbauen, wir müssen bezahlen, es wird für sie ein riesengroßes Geschäft sein. Du wirst sehen. Sie werden auf unsere Kosten ein riesengroßes Geschäft machen.«

   Feuerwehrmann: »Du meinst, sie zerstören alles und lassen sich danach als die gönnerhaften Aufbauer feiern, genauso wie bei den Gaben aus den Supermärkten?«

   Architekt: »Was meinst du?«

   Feuerwehrmann: »Sie haben Supermärkte zerstört, manche Supermärkte waren noch intakt, als sie von ihnen übernommen wurden. Unsere Leute haben sie daran gehindert, sich mit den herumliegenden Waren aus den zerstörten Märkten und aus den intakten Märkten zu versorgen. Sie haben alle Waren einkassiert, danach ein Teil gönnerhaft an die Bevölkerung kostenlos verteilt. Im russischen Fernsehen wurde ein langer Bericht über die Humanität und Fürsorge der russischen Soldaten für unser Volk berichtet.«

   Architekt: »Diese Bilder und diese Lügen im russischen Fernsehen habe ich auch mitbekommen. Sie nehmen uns die Lebensmittel weg, um sie danach mit großem Tamtam, vor laufenden Fernsehkameras, an uns auszuteilen. Ja, ich sehe eine Parallele zum Wiederaufbau durch die Russen. Für den Wiederaufbau werden russische Firmen und Arbeiter zuständig sein - Arbeiter, die sie bei uns ansiedeln. Sie setzen dabei auf zwei Faktoren. Es sind viele Wohnplätze bei uns frei, weil die wenigsten von uns, die ins Ausland geflohen sind, wieder zurückkommen. In einem Land unter russischer Führung, da wollen sie nicht leben. Unsere Landleute, die sie über die Fluchtkorridore nach Russland geleitet haben, werden auch nicht zurückkommen - nicht zurück dürfen. Es werden viele, viele Russen kommen und als die neuen, gönnerhaften Herren bei uns wohnen.«

   Feuerwehrmann: »Niemand weiß wo unsere Landsleute, die sie aus sogenannten Sicherheitsgründen nach Russland gebracht haben, sind. Im russischen Fernsehen wurde nur gesagt, sie sind in Sicherheit, es geht ihnen gut, sie erholen sich von den Schrecken der …«

   Architekt: »Es gibt keine Bilder. Sie sagen es nur in den Nachrichten. Da zeigen sie ein paar Leute, die zuvor unter Druck gesetzt wurden, damit sie in die Kameras lächeln und sagen, dass es ihnen besser geht. Es gibt Vermutungen, dass sie nach Sibirien gebracht wurden. Anders gesagt, von denen kommen die wenigsten zurück.«

   Feuerwehrmann: »Neutrale Journalisten oder irgendeine Hilfsorganisation lassen sie nicht zu unseren Leuten. Niemand darf zu ihnen in Russland.«

   Architekt: »Doch, da waren schon irgendwelche Leute. Es waren russenfreundliche Leute, die diese Konzentrationslager, die Lebensbedingungen dort, nur russenfreundlich bewertet haben.«

   Feuerwehrmann: »Es soll in diesen Lagern auch Folterungen geben. Niemand darf sie verlassen. Das heißt, die Lager werden überwacht, sicherlich sind sie auch mit Stacheldraht umgeben.«

   Architekt: »Alles ist möglich. Natürlich wird dort gefoltert, wie sonst sollten sie zu diesen Aussagen vor den Kameras kommen? Sie sagen, wir tuen dir, deiner Frau und deinen Kindern etwas an, wenn du vor den Kameras des russischen Fernsehens nicht das sagst, was wir wollen.«

   Feuerwehrmann: »Vergiss die Toten nicht!«

   Architekt: »Ich weiß was du meinst. Ja, die Toten kommen auch nicht mehr zurück. Sie beziehen ihre Wohnungen und Häuser nicht mehr, sie melden keine Besitzansprüche mehr an. Deren Besitztümern fallen den russischen Ansiedlern sehr kostengünstig in den Schoß.«

   Feuerwehrmann: »Ich glaube, die Russen, die hier wohnen sollen, werden noch viel mehr bekommen. Moskau wird denen den Arsch pudern. Aber, wir werden das verhindern. Deshalb kämpfen wir!«

   Architekt: »Du bist ein Optimist. Wir können diesen Kampf nicht gewinnen. Auf politscher Ebene muss schnellstens eine Friedenslösung her, sonst gehen wir unter.«

   Feuerwehrmann: »Und du bist ein Pessimist. Natürlich werden wir gewinnen! Die Frage ist nur wann, aber - wir werden gewinnen! Sie können uns erobern, alle Städte besetzen, doch Frieden wird nicht sein. Wir werden ihnen als Partisanen das Leben schwer machen. Du weißt doch hoffentlich, wer mit dem Herzen kämpft wird am Ende gewinnen.«

   Architekt: »Schon ja, doch der Preis wird hoch sein.«

   Feuerwehrmann: »Mensch, der Preis ist schon jetzt sehr, sehr hoch. Wir müssen akzeptieren, dass sich daran nicht so schnell etwas ändern wird. Wir müssen nur durchhalten. Nur durchhalten, das ist alles.«

   Architekt: »Am besten ist, es kommt sehr schnell eine politische Lösung mit Hilfe von Deutschland, Frankreich, Großbritannien und den USA und alles ist beendet.«

   Feuerwehrmann: »Natürlich, doch wir werden den Kampf gewinnen, unabhängig von deiner politischen Lösung. Wenn sie kommt und den Kampf verkürzt, super. Wenn sie nicht kommt, dann ist es so. Keine Russen sollen sich hier auf Moskaus Geheiß ansiedeln, keine russische Herrschaft in der Ukraine. Wir werden selbst alles wieder aufbauen. Wir werden EU-Mitglied, hoffentlich auch NATO-Mitglied. Auf jeden Fall, wir werden selbst entscheiden, was wir wollen!«

   Architekt: »Ich heiße Artem und du?«